Diplomarbeit - Achtsamkeit in der Volksschule

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1       Einleitung

1.1     Ausgangssituation

1.1.1    Forschungsfrage

Wie können Volksschulkinder durch Achtsamkeit einen besseren Lernerfolg erzielen bzw. durch mehr Selbstwert die Leistung steigern?

 

1.1.2    Eigene Hypothesen

Je früher wir den Volksschulkindern Achtsamkeit in Bezug auf sich selbst und das Lernen beibringen und vorleben, umso besser werden nicht nur ihre schulischen Leistungen sein, sondern auch ihr Selbstwert und der Umgang mit ihren MitschülerInnen.

1.2     Gründe für die Themenwahl

Ein Grund ist meine eigene Volksschulzeit! Wenn ich an sie zurückdenke, dann fällt mir sofort ein, dass mich damals niemand motiviert hat, meinen Selbstwert gestärkt hätte (ganz im Gegenteil) oder gar von positiven Glaubenssätzen bzw. Achtsamkeit die Rede war. Ich kann mich nicht erinnern, dass es „außerschulische“ Hilfsmittel gegeben hätte oder bei mir angewendet worden wären.  Ich möchte aber weder meinen Eltern noch meinen LehrerInnen einen Vorwurf machen, denn derlei war damals nicht üblich!

Ich habe es als Mutter zweier Töchter auch nicht besser gemacht bzw. gewusst! Leider gibt man sehr oft das, was einem vertraut ist, an die eigenen Kinder weiter!  Ich habe sie zwar mit Bachblüten und Homöopathie unterstützt, aber bei Viola, meiner jüngeren Tochter, hat das Selbstvertrauen, ihre schulischen Leistungen betreffend, leider von Anfang an gefehlt. Sie war keinesfalls ein „lernschwaches“ Kind. Sie war nur so unsicher.

Habe ich sie bei einem Ergebnis, das richtig war, etwas „lauter“ gefragt, ob sie glaubt, dass das stimmt, hat sie es sofort ausradiert, in der Annahme es sei falsch! Mich hat das oft zur Verzweiflung gebracht, weil ich keine Ahnung hatte, wie ich sie darin hätte unterstützen können, ihr Vertrauen in sich zu stärken. Meine Aufforderung, beim Suchen der Lösung ins Heft oder in das Buch zu schauen, sobald ich bemerkte, dass sie mit ihren Augen nach oben blickte (in meiner Annahme, dass sie dort keine Antwort finden kann), war natürlich kontraproduktiv.

Ich wusste damals noch nicht, dass wir uns erinnern, wenn wir mit den Augen nach oben blicken, weil wir dort die gespeicherten Informationen finden (Hippocampus = der Speicher, der Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis verwandelt). Nur durch ihren Fleiß und ihre Ausdauer hat sie es bis zur Matura geschafft und ist jetzt eine tolle Volksschullehrerin. Ich beneide ihre SchülerInnen, weil ich weiß, welch tolles Lernmaterial es heutzutage gibt und dass Viola mit ihrer achtsamen und kreativen Unterrichtsweise den SchülerInnen das Lernen geradezu spielerisch beibringt. Jetzt erst verstehe ich die Aussage, dass wir von unseren Kindern lernen!

Meine Ausbildung zur Body Talkerin habe ich auch ihr zu verdanken. Aber das ist eine andere Geschichte!

Als Energetikerin habe ich sehr oft Schulkinder in meiner Praxis, die sich nicht konzentrieren können oder keine Ausdauer beim Lernen in der Schule bzw. bei den Hausaufgaben haben. Davon berichtet meine Tochter auch. Das Unterrichten wird dadurch erschwert und es geht leider viel Zeit mit Wiederholungen verloren und damit, die SchülerInnen daran zu erinnern, achtsam und konzentriert zu sein.

Nur wie geht das? Viele Volksschulkinder lassen sich durch beinahe „alles“ ablenken (von Lärm, von anderen MitschülerInnen, eigenen Gedanken oder Wünschen, etc.), was wiederum zu schlechten Lernergebnissen und sowohl bei den Kindern als auch bei den Eltern in weiterer Folge zu Frustration und dem Gefühl des gestresst seins führt. Mit Methoden aus dem Mentaltraining und meinen Möglichkeiten als Energetikerin (mit meinem System: Body Talk) kann ich Volksschulkinder und natürlich auch alle anderen beim Lernen unterstützen und begleiten.

Ein weiterer Grund, warum ich diplomierte Mentaltrainerin wurde, ist, dass ich von Schülern, Eltern und Lehrern auf Grund meiner langjährigen Erfahrung als Energetikerin und Body Talkerin viele positive Feedbacks nach einer Balance bekommen habe.

Noch heute (nach sicher 10 Jahren) habe ich den Dankesbrief eines 8-jährigen Jungen, der mir ohne Hilfe seiner Eltern geschrieben hat, aufbewahrt, der mit „dein Tobias“ endet. Ich war damals so berührt und dankbar, dass sein Körper-Geist-Seele-System meine Methode so gut angenommen hat und sein Selbstbewusstsein und auch seine neu gewonnene Achtsamkeit einen besseren Lernerfolg gebracht hat. Während dieser Arbeit ist mir jedoch aufgefallen, dass mir mit Body Talk allein zu wenige Methoden zur Verfügung stehen, da ja auch nicht „alles“ zu jedem passt.

Daher habe ich die Ausbildung zur diplomierten Mentaltrainerin absolviert. Durch die Aneignung diverser kindgerechter Methoden habe ich nun eine viel größere Bandbreite an Möglichkeiten, wie ich den Kindern zu mehr Selbstwert und Achtsamkeit verhelfen kann.

Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass Volksschulkinder nicht so viel hinterfragen wie wir Erwachsenen, mir im Prinzip „alles“ glauben und sich dadurch der Erfolg wie von selbst einstellen kann. Ich liebe Kinder – sie sind meist noch grundehrlich; und vor allem sind sie unsere Zukunft!

 

 

2       Theorieteil - Achtsamkeit

2.1      Begriffsverständnis

Im Wort „Achtsamkeit“ ist die Zahl „8“ enthalten. Wenn man die Acht schreibt, kann man unendlich herummalen. 

Die Charaktereigenschaft der Zahl 8 bedeutet: Macht, Wille, Energie, Kraft, Disziplin, Ausdauer, Weisheit. Mit der Achtsamkeit verhält es sich genauso. Um diese Eigenschaften zu erlangen, können wir die Achtsamkeit nutzen, üben, lernen oder trainieren.

Sie hat ja im Grunde genommen mehrere Bedeutungen. Die Achtsamkeit als „Tun“ einerseits und wie sie sich „auswirkt“ andererseits.

„Achtsam durch das Leben gehen“ kann schon als schwierige Übung empfunden werden.  Nur durch üben, üben und nochmals üben erwerben wir dadurch die Entspannung und Gelassenheit, nach der wir uns in unserem Innersten sehnen. Dieser Zustand, der durch Achtsamkeit erreicht wird, ist schlichtweg notwendig, um entspannt und stressfrei durch den Schultag und durch´s Leben zu kommen.

Es geht darum, sich durch Achtsamkeit auf das Hier und Jetzt zu fokussieren. Wir alle, aber besonders Volksschulkinder, sind sehr leicht ablenkbar. 

Während ich das schreibe, schweift mein Blick zu meinem Küchenfenster, weil ich bemerkt habe, dass es jetzt so hell geworden ist. Es scheint plötzlich die Sonne. Abgelenkt durch das Licht der Sonnenstrahlen waren meine Gedanken fernab von meiner Arbeit. So schnell geht das. Viele glauben, dass wir multitaskingfähig sind, aber dazu ist das Gehirn gar nicht in der Lage. Es kann sich nicht gleichzeitig auf das Schreiben und auf die Sonne da draußen konzentrieren. Es funktioniert nur nacheinander, aber nicht zeitgleich. Ich kann nicht mit zwei Gedanken gleichzeitig im Hier und Jetzt sein. Wenn wir uns immer wieder ablenken lassen, überfordern wir unser Gehirn. Das führt dann zu Stress, den keiner haben will.

Bei Kindern verhält es sich ebenso. Es geht also darum, sich nicht nur auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, sondern auch darum, die momentane Aktivität ganz bewusst zu erledigen. Wenn wir achtsam sind, sind wir gelassen und entspannt. Im Alltag bringt uns das viele Vorteile und den Kindern in der Schule ebenso. Kinder lernen mit Hilfe von Achtsamkeitsübungen, mit ihren Gefühlen bewusster umzugehen. Wenn sich Volksschulkinder auf eine Sache gut konzentrieren können, wird sie besser gelingen. Die neu gewonnene Achtsamkeit wirkt sich positiv auf die Noten und den ganzen Schulalltag aus.

 

 (Linda Seefeld, Achtsamkeit mit Kindern, S. 11-15)

 

Was im gegenwärtigen Moment geschieht, erkennen wir durch Achtsamkeit. Wenn wir achtsam einatmen, sind wir uns des Einatmens bewusst. Wenn wir Schokolade mit vollkommener Aufmerksamkeit genießen, so ist das die Achtsamkeit für den Genuss. Wenn wir „bewusst“ gehen, also an nichts anderes denken als an das Gehen, dann ist das die Achtsamkeit für das Gehen.

Wenn wir Achtsamkeit üben, dann heißt das nicht, dass wir irgendwohin gehen müssen. Auch in einem Zimmer können wir Achtsamkeit üben. Wo immer wir auch sind und was immer wir auch tun, z.B. gehen, essen, arbeiten, sitzen, sprechen; sobald wir dabei achtsam sind, sind wir uns bewusst, dass wir jetzt gehen, essen, arbeiten, sitzen, sprechen, usw.

Diese Energie der Achtsamkeit können wir selber erschaffen. Achtsam ein- bzw.  ausatmen kann jeder von uns. Wir müssen es nur lernen bzw. anwenden.

 Achtsamkeit lässt uns vollkommen gegenwärtig im Hier und Jetzt sein. Wir können unsere Freude bewahren, wenn wir achtsam sind. Wir sind dann besser imstande, die Herausforderungen des Lebens zu meistern.

 

(Thich Nhat Hanh und die Gemeinschaft von Plum Village, Achtsamkeit mit Kindern, 2012, Herbig, Stuttgart, S. 13)

 

  

3       Methodenteil

3.1     Der achtsame Tiger

Buch: der achtsame Tiger (Przemystaw Echterowicz/Emilia Dziubak, Mentor Verlag Berlin, 2021)

„Hey! Schaut mal, wen wir dahaben. Er ist riesig, gestreift und sein Maul ist voll mit scharfen, weißen Zähnen. Wisst ihr, wer das sein könnte? Ja, es ist ein…

 

TIGER.

 

Er schläft noch ganz fest, aber bald, wenn ein sanfter Lichtstrahl seine Nasenlöcher umspielt, wird er langsam sein rechtes Auge öffnen, dann sein linkes – und dann…

 

AAAAGRRRRRRHHHH

Sehr erholsam, dieser Schlaf.

 

Hallo Kinder! Ich heiße Tiger und lebe im Dschungel. Ich bin tapfer, vergnügt und freue mich darauf, was der Tag mir bringen wird. Sicher seid ihr neugierig, was eine so große Katze wie ich in ihrer Freizeit macht.

Also ich führe ein geregeltes Leben. Tagsüber streife ich in der Gegend umher, rede mit Freunden, denke über viele Dinge nach, mache ein kleines Nickerchen. Ich lausche den Stimmen aus dem Dschungel. Von Zeit zu Zeit esse ich eine Kleinigkeit…

Nebenbei bemerkt: Ihr glaubt nicht, was man im Dschungel über mich erzählt.

 

Ich sei…grob…gefährlich…Genau! Furchterregend. Auf jeden Fall! Und würde sogar - beißen!

Das tut er wirklich! Eh, ja!? Also, sehe ich etwa aus wie jemand der beißt? Das ist eine Beleidigung! Ich habe in meinem ganzen Leben noch niemanden gebissen. Ich versuche immer, meine Gäste im Ganzen zu schlucken. Und was ist mit dem Touristen letzte Woche?

Ach der – ja. Erwischt. Manchmal knabbere ich hier und da mal jemanden an, aber ich schwöre bei der Mähne meines Vaters, dass das immer mit viel Liebe geschieht!

Okay, okay, wir glauben dir.

Wie ihr seht, mögen mich alle sehr gerne. Und am Abend, wenn die gähnende Sonne vom Himmel geht und das Licht über dem Dschungel ausknipst wenn der entspannte Mond allmählich erscheint…dann geht der Spaß erst so richtig los, liebe Kinder!

Jetzt kann mich nichts mehr davon abhalten, etwas aufzuschlitzen…zum Beispiel Obst, damit der kleine Elefant seinen Salat bekommt. Dann schleiche ich mich an eine kleine Gruppe von Orang-Utans heran um ihnen ihren größten Traum zu erfüllen. Nun schnappe ich mir die Eier eines Papageis und…brüte sie liebevoll aus. Dabei singe ich die schönsten Lieder. Als nächstes hypnotisiere ich die beschäftigten Ameisen und mit einem Schwanzschlag habe ich…den perfekten Ameisenhaufen erschaffen.

Ich schleiche mich heran, wenn Tapire schlafen und bringe ihnen einen fröhlichen Tanz bei. Und wenn ich eine Kobra erblicke, die vom Baum herunterhängt, genügt eine schnelle Bewegung…und ich setze sie behutsam auf einen Ast.

 

ROAAAR

 

Ich liebe es!

Na…seht ihr es auch? Die Morgenröte kitzelt die Füße der noch verschlafenen Sonne. Jetzt ist es aber wirklich an der Zeit, dass ich mir ein Versteck suche und zur Ruhe komme.

Macht`s gut, Kinder. Und denkt immer daran:

 

AUCH IHR KÖNNT

EIN ACHTSAMER

TIGER SEIN!“

3.2     Vulkanübung

 

Feelgood Akademie, Referentin: Maria Führlinger (Textänderung: Sandra Wieshofer)

Phantasiereise, bei der man die Ursache von Problemen und Symptomen erfassen und den stimmigen Weg zur Lösung erkennen kann.

 

- Kontrolliert Emotionen frei lassen – „Ich habe es in der Hand“

- Ursache für Ärger, Wut und bedrückende Emotionen herausfinden

- für Kinder sehr gut geeignet

 

Schließe deine Augen und atme einige Male ruhig und tief aus und wieder ein.

In Gedanken spazierst du einen Weg entlang.

In der Ferne taucht ein Berg auf. Dieser Berg ist ein schöner, großer Vulkankegel.

Du gehst langsam näher heran. Schließlich bleibst du in einem sicheren Abstand davorstehen.

Neben dir befindet sich eine besondere Vorrichtung.

Du erkennst einen Pflock mit einem kleinen Brett und einem großen roten Druckknopf. Wenn du diesen Druckknopf drückst, kannst du den Vulkan ausbrechen lassen.

Du denkst an die belastende Energie und z. B. an die Enge - wie spüre ich sie im Körper, in mir.

Du verdrängst nichts mehr. Fest drückst du den roten Knopf und lässt den Vulkan ausbrechen.

Du lässt jetzt alles raus, was jetzt raus will und beobachtest das Geschehen mit deinem inneren geistigen Auge. Manchmal erkennst du nur Steine und Feuer, ein anderes Mal fliegen sogar Menschen, Gegenstände, Szenen oder du selbst mit heraus.

Auf diese Weise kannst du dich über deinen Ärger selbst befreien.

Du lässt es zu und betrachtest den Vulkan, bis er nicht mehr raucht.

Alles, was sich jetzt zeigt, hat mit dem Thema zu tun. Nun sind die negativen Emotionen aufgelöst und du kannst wieder frei durchatmen.

Du fühlst weder Enge noch Spannung.

 

 

3.3       Atmen mit der Achtsamkeitsglocke (Klangschale)

Von Thich Nhat Hanh, S. 53, 55-56, Achtsamkeit mit Kindern und die Gemeinschaft mit Plum Village, Nymphenburger Verlag, Stuttgart, 2012

Den Atem mit der Achtsamkeitsglocke (Klangschale) zählen (Textänderung: Sandra Wieshofer)

 

Die VolksschullehrerIn hält die Klangschale in die Höhe und fragt:

Wisst ihr, was das ist? Hat einer von euch so etwas zu Hause? Was tun wir, wenn wir die Klangschale hören? Sobald wir die Klangschale hören, hören wir auf mit dem, was wir gerade tun oder sagen, und atmen einfach. Das gibt uns die Möglichkeit, uns auszuruhen, eine kleine Pause zu machen und uns an uns zu erfreuen.

Mit unserer Aufmerksamkeit sind wir ganz beim Einatmen und Ausatmen.

 

Die Klangschale ein paar Mal anschlagen, um das gemeinsam zu üben.

 

Jetzt wollen wir damit beginnen. Ihr könnt im Raum umhergehen oder euch bewegen, und wenn ihr die Klangschale hört, bleiben wir stehen und atmen drei Mal. Dann bewegen wir uns wieder, stoppen, atmen dann aber jedes Mal drei Mal, sobald wir die Klangschale wieder hören.

Lasst uns jetzt das Atmen noch etwas verlängern. Zählt eure Atemzüge.  Wir wollen zählen, wie viele Atemzüge wir machen, während die Klangschale erklingt. Ich werde die Klangschale jetzt anschlagen und ihr könnt jedes Ausatmen zählen, so lange, bis ihr den Klang der Schale nicht mehr hören könnt, dann hebt die Hand.

Vielleicht ist es für euch einfacher, wenn ihr die Augen dabei schließt, ihr könnt sie aber auch offenlassen.

Die Klangschale sanft anschlagen und sobald sie vollkommen verstummt ist, sagen:

„Zeigt mir mit euren Fingern, wie oft ihr ausgeatmet habt während des Klangschalenklanges. Es gibt keine richtige Zahl, jeder von uns atmet unterschiedlich schnell. Nun können wir mal ausprobieren, ob wir bei jedem Ausatmen bis zehn zählen können. Atmet ein und wenn ihr ausatmet, zählt ihr, eins, zwei, drei, usw. Zählt nur beim Ausatmen.“

 

Wenn die Kinder damit fertig sind, fragen Sie:

„Ist es einfach oder schwierig, zehn Atemzüge lang die ganze Aufmerksamkeit auf den Atem zu richten? Habt ihr euch ablenken lassen und dabei auf das Zählen vergessen? Es ist in Ordnung, abgelenkt zu sein. Wenn ihr bemerkt, dass ihr das Zählen vergessen habt, macht das nichts. Fangt einfach wieder von vorne an. Lasst uns das noch einmal probieren.“

3.4      Die Achtsamkeitsmeditation

Für Kinder ab 5 Jahren: Text von Sandra Wieshofer

 

Setz dich ganz bequem auf die Matte. Schließe deine Augen nicht. (Lass deine Augen offen.) Du atmest tief ein und aus, so wie du es vom Kinderarzt kennst. Du machst das sehr gut! Leg deine Hände auf deinen Bauch und spüre, wie er sich beim Einatmen hebt. Dadurch werden deine Organe massiert und sie arbeiten noch besser für dich. Du atmest noch langsamer, spüre, wie die Luft in deine Nase kommt!

Wie fühlt sich das an? Etwas kitzelig kann es sein. Öffne deinen Mund und lass die Luft wieder raus. Ganz langsam, so, als würdest du eine Kerze ausblasen. Das hast du sicher schon oft gemacht.

Du beobachtest jetzt die Sanduhr (1 min) und atmest dabei genauso weiter wie bisher. So eine Minute kann sich kurz oder lange anfühlen. Wie fühlt sie sich für dich an? Wirst du dabei unruhig? Wahrscheinlich bist du so im Beobachten, dass es dir gar nicht lange vorkommt.

Jetzt sieh dich im Raum um. Was kannst du alles sehen? Gegenstände? Welche Farbe haben sie? Kannst du sehen, ob draußen die Sonne scheint (im Winter, ob es schneit)?

 

Sieh dir genau an, welche Kleidung ich trage.  Welche Kleidung trägst du heute?

Schau sie dir genau an. Vielleicht hat dein T-Shirt ein tolles Muster. Wie sieht es genau aus? Siehst du Spielzeug? Wie sieht es aus? Ist dein Lieblingsspielzeug dabei? Dein Kuscheltier? Schau mal, ob es mit uns mitmachen möchte!

Kannst du riechen, dass ich die Duftlampe für die Achtsamkeitsmeditation angezündet habe? Es riecht gut nach Zitrone. Wie Limonade, die schmeckt sehr erfrischend. Sie bringt dich zum Lachen (so wie „gute Laune Bonbons“ vom Geschäft).

Sie lässt dich noch aufmerksamer mit deinem Atem sein und du kannst dich noch besser konzentrieren. Ich lasse die Sanduhr jetzt noch einmal für eine Minute durchlaufen. Super! Gratuliere dir! Die Achtsamkeitsmeditation ist vorbei. Du hast es sehr gut gemacht! Kannst du jetzt spüren, wie entspannt du bist? Jetzt fällt dir das Spiel (oder die Aufgabe) ganz leicht! Du kannst stolz auf dich sein. Ich bin es auch!

 

 

 

4       Persönliche Reflexion

a: Beurteilung meiner eigenen Arbeit als Mentaltrainerin:

 

Durch meine langjährige Erfahrung als Body Talk-Anwenderin konnte ich mitverfolgen, dass es vielen Volksschulkindern immer schwerer fällt, sich auf eine Sache zu konzentrieren. Immer wieder kommen verzweifelte Mütter mit ihren Kindern, damit ich sie in Balance bringe und sie dadurch wieder leistungsfähiger und konzentrierter werden. Der Wille, etwas zu lernen, ist auch immer ein Thema.  Natürlich kenne ich das auch von meinen Kindern. Aber ich behaupte mal, dass meine Kinder noch nicht von so vielen äußeren Einflüssen abgelenkt waren.

Es gab weder Handy noch Internet. Ja, es gab diese Dinge zwar schon, aber nicht bei uns. Wir bekamen erst ziemlich spät einen ausrangierten Computer, auf dem gerade mal ein Spiel (Petterson und Findus) gespeichert war. Einen einfachen Lerncomputer bekam meine ältere Tochter erst, als sie sicher schon 9 Jahre alt war – ich höre ihn heute noch: „Ich gewinne das Spiel“! Es war ihr bald zu blöd, ständig gegen die Computerstimme zu verlieren und so war das Thema Suchtgefahr nicht gegeben.   

Ich wusste damals noch nichts von der tief gehenden Bedeutung von Achtsamkeit, habe aber dennoch stets versucht, sie meinen Kindern beizubringen und vorzuleben, indem ich ihnen gezeigt habe, dass man mit Spielen, Puzzles oder Büchern sorgfältig umgehen soll.

Meine Ältere wird heute noch ganz grantig, wenn sie ein Eselsohr in einem Buch entdeckt! Ich mag das auch nicht. Ich habe sie auch immer angehalten, ein Spiel fertig zu spielen oder ein Buch zu Ende zu lesen. Manchmal mit Widerwillen, aber wir haben es gemeinsam durchgezogen. Das ist auch das, was mir immer mehr auffällt, nämlich, dass Eltern nicht konsequent sein können oder wollen.

Es ist energieraubend, klar, aber das Ergebnis, dass sie sich als Volksschulkinder gut konzentrieren konnten, aufgepasst haben und mit ihren Schulsachen sorgfältig umgegangen sind, konnte sich sehen lassen. Ich finde es sehr schade, dass diese Achtsamkeit aus der Mode gekommen ist. Vieles lässt sich um wenig Geld nachkaufen, es besteht sozusagen gar kein Grund mehr, achtsam mit den Dingen umzugehen.

Ich empfinde es auch als ganz wichtig, den Alltag (Tagesablauf) der Kinder mit Ritualen zu gestalten. Somit bekommen sie Sicherheit und Routine. Ich kann immer wieder in meiner Praxis beobachten, dass sich Kinder nicht länger als ein paar Minuten mit einer Sache beschäftigen können. Spielsachen oder Bücher werden genommen und schnell wieder zur Seite gelegt, ohne das Spiel beendet oder das Buch fertig angesehen zu haben. Die Kinder haben diese Ausdauer und Konzentration auf etwas einfach nicht gelernt. Kleinkinder lassen sich leicht ablenken, da sie auch noch so viel “nebenbei“ lernen dürfen und dadurch vielen Eindrücken ausgesetzt sind.

Im Volksschulalter sollte das jedoch weitgehend „kontrollierbar“ sein. Ein Kind sollte dann bereits länger bei einer Sache bleiben können. Viele meiner KlientInnenkinder sind überfordert. Sie klagen oft über Lärmbelästigung durch MitschülerInnen oder Geschwister. Sie sprechen auch über Freizeitstress, weil es ja nach der Schule noch so viele Aktivitäten zu bewältigen gibt. Auch da gibt es Überforderung.

Als meine Kinder klein waren, gab es in unserem Ort nur zwei Kinderfreizeitangebote, nämlich Ballett und Musikschule. Jetzt gibt es Unmengen an Angeboten und ich kenne Volksschulkinder, die haben täglich ein anderes Freizeitprogramm. Für die Schule bleibt dann wenig Zeit.

Mir fällt auf, dass sich die heutigen Kinder nicht lange konzentrieren können und wenig Willenskraft aufbringen, sich einer Sache intensiv zu widmen.

Hier kann ich ansetzen und die Kinder unterstützen, ihre Konzentrationsfähigkeit und Ausdauer zu steigern. Oftmals gelingt dies dann ein paar Wochen lang oder sogar ein paar Monate, doch dann kommen sie wieder zu mir und zwar nicht, weil das System nicht funktioniert, sondern weil sie nichts Grundlegendes verändern.

Sie gehen den bequemen Weg, legen sich auf die Liege, damit jemand von außen etwas für sie verändert. Das ist aber natürlich nicht die Lösung. Deshalb freue ich mich, dass ich während der Ausbildung zur Mentaltrainerin leicht umsetzbare Methoden kennen gelernt habe, die auch langfristig erfolgversprechend sind. Die effektivste Übung für Kinder im Volksschulalter ist die oben beschriebene Vulkanübung. 

Es ist so herrlich anzuhören, welche Gefühle oder Dinge, sowie auch Menschen aus dem Vulkan fliegen. Also genau das, was sie am meisten beschäftigt oder stresst. Ich sehe diese Methode als Psychohygiene an, die ich ihnen auch gerne für Zuhause mitgebe. Sie dauert nur ein paar Minuten. Ich genieße jedes Mal das Leuchten in den Augen der Kinder, wenn ich sie danach frage, wie sie sich jetzt fühlen. Davor frage ich sie auch noch, wo genau sie den Stress im Körper wahrnehmen.

 

Das Buch vom achtsamen Tiger gefällt mir sehr gut. Ich würde es jeder Lehrkraft ans Herz legen. Volksschulkinder nehmen die Botschaft über Geschichten besonders gut auf. Meine jüngere Tochter, Viola, ist Volksschullehrerin und sie macht mit den Kindern viele Übungen mit Büchern. Dabei lernen sie spielerisch, die darin enthaltenen Botschaften selber anzuwenden. So wie der achtsame Tiger, der, obwohl er so gefürchtet ist, eine ganz andere, sanfte Seite von sich zeigt.

 

Die Methode der Achtsamkeitsglocke (Klangschale) finde ich genial. Ich weiß als diplomierte Klangschalentherapeutin um die Wirksamkeit der Klangschale. Ihre Schwingung löst Blockaden und negative Emotionen, sowie negative Gefühle. So lernt uns also die Übung mit der Achtsamkeitsglocke nicht nur, dass wir uns auf unsere Atmung konzentrieren, sondern hat auch noch den Effekt, dass sie so ganz „nebenbei“ Blockaden, Emotionen und Gefühle löst.

Ich habe in meiner Praxis diese Methode zusammen mit den Eltern angeboten.

 

Diese sind auch ganz überrascht, wie sich die Übung mit der Atmung auf die Achtsamkeit auswirkt. Sie sind danach genauso „entspannt“ wie die Kinder. 

Eine für alle Gewinn bringende Situation sozusagen. Volksschulkinder lieben die Klangschalen, viele kennen sie sogar schon vom Kindergarten und möchten auch Zuhause eine haben. Ich empfehle den Eltern eine zu kaufen, um daheim diese Übung durchführen zu können. Das Ergebnis wird sich sehen lassen können. Ich würde sowieso allen Lehrkräften so eine Achtsamkeitsglocke (Klangschale) empfehlen. Anzuwenden am besten als Morgenritual. So können sich die Volksschulkinder noch etwas bewegen und ihre Wahrnehmung wird gestärkt.

 

Mein Wunsch an die Eltern wäre, die Achtsamkeitsmeditation als tägliche Übung zu Hause mit den Kindern zu machen, je nach Alter drei bis zehn Minuten lang und am besten jedes Mal in einem anderen Raum.

Dadurch lernen die Kinder ruhig zu sitzen, sich auf den Atem zu konzentrieren und achtsam wahrzunehmen, wie die Umgebung aussieht. Ich würde es sogar auch für die Eltern als kurze Auszeit aus dem stressigen Alltag sehen. So können auch sie davon profitieren.

Ich bin mir sicher, dass sich bei regelmäßiger Anwendung die Kinder in der Schule besser konzentrieren können und das Lernen besser gelingt.

 

b: Was habe ich für meine Arbeit als diplomierte Mentaltrainerin gelernt?

 

Die Ausbildung zur diplomierten Mentaltrainerin war meine schnellste und spontanste Entscheidung meines ganzen „Ausbildungslebens“! Meine Freundin und Nachbarin Elisabeth Niederleitner hat mir an einem Sonntagvormittag so nebenbei erzählt, dass sie überlegt die Ausbildung zu machen. Sie berichtete von einer Vereinskollegin und wie die sich zum Positiven verändert hätte.

Circa fünf Minuten später hörte ich mich sagen: „Hast du etwas dagegen, wenn ich das auch mache?“ Sie meinte: „Aber nein, machen wir die Ausbildung doch gemeinsam. Wir können miteinander hinfahren und auch üben.“ Wir überlegten, in welchem Institut wir uns dafür anmelden wollen und Elisabeth suchte im Internet.

 

Sie stieß „zufällig“ auf die Feelgood Akademie. Bei der Bezeichnung „feelgood“ wurde mir warm ums Herz und wir beschlossen, uns dort anzumelden.

Gleich am nächsten Tag habe ich dort angerufen. Während des Gesprächs hatte ich das Gefühl, dass ich Manuela Wegerer schon ewig kennen würde.

Meine Freundin und ich hatten Glück, es waren noch zwei Plätze frei.  Ich habe schon viele Ausbildungen, Workshops und Seminare gemacht. Das Wohlgefühl, das ich in der Feelgood Akademie gespürt habe, kannte ich jedoch bis dato nicht.

Dies trug auch dazu bei, dass ich mich sowohl bei den Gruppenübungen, als auch vor der Gruppe zu sprechen getraut habe, ohne rot zu werden. Frei vor einer Gruppe zu sprechen, etwas zu erklären oder über eine Kursteilnehmerin zu berichten, war für mich bis dato stets eine Herausforderung.

Ich weiß, dass ich auch vorher selbstbewusst gewirkt habe, im Innersten war das allerdings überhaupt nicht der Fall. Von dem Modul „Wie Kommunikation funktioniert und welche Modelle es gibt“ konnte ich am meisten profitieren. Es war ein Aha-Erlebnis, dass es nicht selbstverständlich ist, dass meine Worte beim anderen so ankommen, wie ich mir das wünsche oder glaube. Seither versuche ich, nicht mehr alles so persönlich zu nehmen, sondern prüfe, mit welchem Ohr (Sachinhalt-Appel-Beziehung-Selbstoffenbarung) ich es gehört habe.

Ich kann jetzt auch schneller reagieren und hinterfragen, wie mein(e) GesprächspartnerInnen meine Botschaften aufnehmen, weil ich sie viel genauer beobachte und sofort einschreiten kann, wenn ich merke, dass das Gespräch in eine mir unerwünschte Richtung abdriftet.

Mir fällt im Alltag sehr schnell auf, welche Botschaften die Menschen von sich geben. Ich verstehe die Konflikte zwischen Eltern und Kindern, Partnern und Freundschaften, etc. Sie beruhen für mich fast ausschließlich auf falscher bzw. missverständlicher Kommunikation.

 

Für mich ist die Aussage von Konrad Lorenz sehr stimmig:

 

„Gedacht heißt nicht immer gesagt.

Gesagt heißt nicht immer gehört.

Gehört heißt nicht immer verstanden.

Verstanden heißt nicht immer einverstanden.

Einverstanden heißt nicht immer angewandt.

Angewandt heißt nicht immer beibehalten.“

 

In meinem Umgang mit Menschen bemühe ich mich, diese Aussage über die Kommunikation zu leben und zu integrieren.

Ich habe nach der Ausbildung von meinem Umfeld positives Feedback bekommen. Sie meinen, ich hätte mich „so“ verändert!

Es war wie gesagt die beste und spontanste Entscheidung meinen Ausbildungslebens.

Es stärkt mich auch in meinem Glauben, dass ich mich auf meine Intuition verlassen kann.

 

 

 

 

5       Literaturnachweis

Der achtsame TIGER:

Mentor Verlag, Berlin, 2021

 

Thich Nhat Hanh, Achtsamkeit mit Kindern

Und die Gemeinschaft von Plum Village

Nymphenburger Verlag, Stuttgart, 2012

 

Linda Seefeld, Achtsamkeit mit Kindern, Dresden, 2018

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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